Radfahren im Winter

Der Schreck kam erst gegen Ende Januar 2014: der Winter meldete sich nach dem fast frühlingshaften Dezember 2013 doch noch mit Schnee und Eis und überraschte an einem Montag alle, die morgens mit dem Fahrrad losgefahren waren. Im Laufe des Vormittags verwandelten sich Straßen und Gehwege in spiegelglatte Eisflächen – die Notaufnahmen der Berliner Krankenhäuser waren im Ausnahmezustand wegen der enormen Anzahl von Knochenbrüchen und Glatteis bedingten anderen Verletzungen. Bei uns entstand an diesem Tag operative Hektik, denn auch wir gerieten unvorbereitet in das Blitzeis, während wir mit dem Fahrrad unterwegs waren; unsere Fahrräder waren zu dem Zeitpunkt nicht entsprechend vorbereitet.

Am Abend dieses Tages trafen wir dann unsere Vorbereitungen, indem wir auf unseren Zweitfahrrädern Reifen mit Spikes montierten. Hier gibt es von unterschiedlichen Reifenherstellern diverse Modelle, die nicht gerade im Niedrigpreissegment liegen.

Das Ausrüsten des Fahrrades mit Spikes suggeriert, dass das Radfahren bei Schnee und Eis dadurch zum Kinderspiel wird, man kann sich aufs Radl setzen und losfahren wie sonst auch – denkt der unbedarfte Radfahrer. Dem ist aber nicht so! Es sind einige Regeln beim Fahren mit Spikes zu beachten.

  • Gegen Glatteis helfen auch keine Spikes!
  • Jede Unebenheit darf nur im rechten Winkel überfahren werden!
    Kanaldeckel, Radwegabgrenzungen, hervorstehende Gehwegplatten usw. sind tückische Fallen auf der Wegstrecke. Auch wenn sie nicht von Schnee bedeckt sind stellen sie bei tiefen Temperaturen Gefahren bereit. Gefrorene Nässe auf den Oberflächen dieser Objekte führen zu Stürzen, wenn sie in spitzen Winkeln angefahren werden. Am Besten meidet man das Überfahren derartiger Unebenheiten.
  • Auf Nebenstraßen beachte man den Zustand von im Schnee ausgefahrenen Fahrrinnen. Auch wenn sie das Licht nicht reflektieren, können sie sehr glatt sein.
  • Der Radfahrer ist nicht verpflichtet, den Radweg zu benutzen, wenn der Zustand des Radweges seine Sicherheit gefährdet; das gilt auch, wenn er durch das Zeichen 237 dazu gezwungen ist.
    Da in Berlin der Zustand der meisten Radwege katastrophal ist, fahren wir meist im WInter auf der normalen Fahrbahn. Nicht akzeptabler Zustand des Radweges kann sein: er ist nicht geräumt – was der Regelfall ist – oder es handelt sich um einen uralten Radweg, der schon von Baumwurzeln und anderen Widrigkeiten zu einem Hindernisparcour geworden ist.
    Hier sollte man übrigens sein Recht einfordern: Man fahre auf der äußersten rechten Fahrspur und nehme ca. ein Drittel der Fahrspur in Anspruch. Es ist nämlich auch ein ausreichender Abstand zu den parkenden Autos einzuhalten, weil sich im Falle einer sich plötzlich öffnenden Autotür ein nachhaltiger Konflikt ergibt.
  • Beim Bremsen benutze man zunächst behutsam die Hinterradbremse und setze danach dosiert die Vorderradbremse ein.
  • Man vermeide, durch aufgehäufelten Schnee auf der Fahrbahn zu fahren; darunter verbergen sich meist vereiste Flächen.

Unsere Erfahrungen beim Radfahren im Winter mit Spikes auf den Reifen sind bisher nur positiv. Besondere Überraschungen auf unserem Weg zur Arbeit – der den Hauptanteil der Jahresleistung beim Radfahren einnimmt – erwarten uns nicht: wir kennen jeden Kanaldeckel und jede Unebenheit auf den Radwegen. Wir meiden Fahrten auf geschlossenen und festgetretenen bzw. -fahrenen Schneedecken, weil hier der Reibungswiderstand besonders hoch ist (Selten befahrene Nebenstraßen sind zu vermeiden).

 

Links zum Thema

Verhaltenstipps vom ADFC

Nicht ohne Mütze und Profil (DER TAGESPIEGEL)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .