Radtouren im Naturpark Frankenwald

Ein Kurzurlaub brachte uns in den Naturpark Frankenwald in die Gegend um die kleinen Städtchen Naila und Bad Steben. Vor der Wende wurde diese Gegend gern etwas respektlos als Rentnergebirge bezeichnet, weil sie gern von Ruheständlern aus Berlin (West) als nicht allzu weit entferntes Ferienziel mit viel Natur und einem vorbildlich angelegten Netz von Wanderwegen schnell erreichbar war. Auch ich habe als Schüler hier einige Sommerferien mit meinen Eltern und Brüdern verbracht.

Diesmal sollte es aber etwas sportlicher angegangen werden: Die Fahrräder wurden aufs Auto geschnallt und ab ging es nach Unterklingensporn ca. vier Kilometer von Naila entfernt.

Bahnradweg Naila-Schwarzenbach am Wald

Bahnradwege sind für Radler immer eine willkommene Sache, weil man davon ausgehen kann, dass auf ihnen keine großen Höhenunterschiede überwunden werden müssen. Deswegen nahmen wir uns diese Tour als Einstieg vor, weil wir uns als Flachlandtiroler zunächst einmal an ungewohntes Gelände gewöhnen wollten und weil die Gegend mich zurück in meine Jugendzeit führte. Genau hier haben wir damals unsere Ferien verbracht.

Auf dieser 49 km langen Tour fuhren wir meist auf asphaltierten Wegen, häufig aber auch auf Landstraßen, die nicht immer von Radwegen begleitet wurden. Der Bahnradweg war völlig autofrei, dafür ging es stetig bergauf. Dank der elektrischen Unterstützung war das nicht so problematisch, die Anstrengung wurde durch herrliche Ausblicke ins Tal belohnt.

Von Schwarzenbach am Wald radelten wir weiter nach Bad Steben über Issigau nach Unterklingensporn zurück. Bad Steben hatten wir vor einigen Jahren schon einmal wieder besucht, sodass wir hier keine Lust hatten, noch einmal eine Stadtbesichtigung durchzuführen. Auch das Spielkasino der Kurstadt übte keinen besonderen Reiz auf uns aus.

Radtour durch die Hölle zum Deutsch-Deutschen Museum

Die zweite Tour sollte uns durchs Höllental führen. Dieses tief eingeschnittene Tal erstreckt sich entlang des Flusses Selbitz. Kommt man von Naila, kann man vor dem Eintritt in das Tal an einem Brunnenhäuschen den Höllensprudel genießen. Ich kann davor nur warnen! Als junger Mann habe ich einmal ca. einen Liter Höllensprudel direkt aus der Quelle zu mir genommen: Auf meiner Wanderung durch das Tal verspürte ich plötzlich einen enormen Drang mit nicht geahnten Folgen… Ich erspare mir den weiteren Bericht (obwohl er durchaus lustig ist).

Dummerweise sind wir diesmal am Brunnenhäuschen vorbeigefahren, ohne es wahrzunehmen. Ich hätte es gern noch einmal ausprobiert.

Diese Tour war mit 51 km etwas länger, aber deutlich abwechslungsreicher. Zunächst ging es immer an der Straße entlang nach Hölle, von wo wir auf einem geschotterten Weg entlang der Selbitz durch das Höllental gelangten. Natur pur! Da wir schon relativ früh unterwegs waren, begegneten uns nur wenig Joggerinnen und einige wandernden Ruheständler. Die Ruhe und das stetige Plätschern der Selbitz übten einen meditativen Einfluss aus.

Bald erreichten wir den Ort Blechschmidtenhammer, wo es eine Niederlassung des Naturparkzentrums Frankenwald gibt, die aber zurzeit nicht personell besetzt ist. Hier kann man u. a. eine Dampfspeicherlok mit einigen Waggons bewundern. Wir befinden uns nun an der ehemaligen Grenze zur DDR.

Wir erreichen bald Rudolphstein. Dieser Ort war der westliche Grenzübergang auf der A9 von Bayern nach Thüringen, das östliche Pendant war der Ort Hirschberg. Von einer Straßenbrücke können wir auf das Brückenrestaurant über die A9 sehen, das für uns Berliner immer ein großes Aufatmen hervorrief, die lange Fahrt durch die DDR endlich überwunden zu haben.

Kurze Zeit später gelangen wir nach Hirschberg, dem östlichen Gegenstück. Bevor die Saalebrücke 1966 nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg wieder eröffnet wurde, wurde der Verkehr über die Grenzübergangsstelle Töpen-Juchhöh umgeleitet. Daran kann ich mich auch noch dunkel erinnern.

Schließlich erreichen wir den Ort Mödlareuth mit seinem Deutsch-Deutschen Museum. Hier wird auf eindrucksvolle Weise dargestellt, wie sich ein Dorf, das durch die deutsch-deutsche Grenze zerschnitten wurde, durch die Zeit des Kalten Kriegs bis heute entwickelt hat.

Wir haben die Ausstellung schon einmal vor ca. zehn Jahren besucht und konnten feststellen, dass sich – besonders im Außenbereich – sehr viele positive Veränderungen ergeben haben. Wir haben sehr viel Zeit in diesem Museum verbracht, weil die deutsch-deutsche Trennung einen Großteil unseres Lebens beeinflusst hat.

Unterkunft

Für die kurze Zeit haben wir dennoch eine Ferienwohnung gebucht, um unabhängiger zu sein. Mit dem Hammerschloss Unterklingensporn haben wir einen guten Griff getan: sehr freundliche Wirtsleute, Biohof mit Galloway-Rindern, geschmackvolle Einrichtung u. v. m.

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