Lenin begegnet Alexander Newski

Ein Sonntag im Januar, das Wetter ist einigermaßen angenehm, aber nicht zum Radfahren. Wir beschließen, ein wenig die Gegend um den Potsdamer Pfingstberg zu erwandern. Unsere Route verläuft wie folgt:

Wir überqueren – von (1) kommend – auf der Esplanade nach Westen gehend die Straßenbahngleise und betreten den Volkspark Potsdam. 2001 wurde dieser Park zur Bundesgartenschau eröffnet. Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier spazieren gehen, aber auch nachdem einige Zeit vergangen ist, hat das Gelände nicht an Schönheit gewonnen. Rechts von uns befinden sich die Dahlienwiese (2) und der Kinder- und Jugendclub Circus Montelino (3).

Auf dem Weg nach Norden passieren wir den Partygarten, den Nutzgarten, den Küchengarten und den Ressourcengarten und verlassen den Park an der Viereckremise.

Nachdem wir die B2 überquert haben, gelangen wir über ein mit vielleicht ehemals für militärische Zwecke genutztes Gelände an die Straße Vogelweide, die uns nach Süden entlang von Kleingartenkolonien zum Pfingstberg führt. Bevor wir nach Westen zum Belvedere gehen, wenden wir uns nach Osten, wo ein kleines Türmchen unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Hier handelt es sich um den Reinwasser Hochbehälter (4), der 1876 erbaut wurde und über ein Fassungsvermögen von 4000 m3 verfügte.

Auf dem Weg zurück bewundern wir den links am Weg gelegen Garten und die Villa Henckel (5). Es handelt sich hier um eine der häufig in Potsdam anzutreffenden, spätklassizistischen Turmvillen, die dem Betrachter ein gewisses italienisches Ambiente vermitteln. Die jüngste Geschichte der Villa ist nicht sehr begeisternd, weil es zwischen dem Verleger Döpfner, der die Villa und den Park 2004 erworben hatte, und der  Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Streit über die denkmalgerechte Sanierung der Immobilie gab.

Nun steigen wir leicht bergan zum Belvedere auf. Vorher gehen wir noch am Pomonatempel (6)vorbei. Das von Schinkel erbaute Gebäude wurde erst zu Beginn der 90er Jahre saniert und dient heute zur Ausrichtung von Ausstellungen und anderen kulturellen Veranstaltungen; im Sommer finden hier regelmäßig Märchenlesungen statt, jetzt im Winter ist hier natürlich nichts los.

Einen Steinwurf weiter gelangen wir an das mächtige Belvedere (7). Als wir zum ersten Mal kurz nach der Wende hier waren, sah das gesamte Ensemble scheußlich aus. Inzwischen wurde das Gebäude liebevoll saniert und präsentiert sich als ein mächtiger steinerner Zeitzeuge der Epoche König Friedrich Wilhelms IV. Im Innenhof des Gebäudes werden u. a. Theaterstücke aufgeführt; wir haben hier z. B. schon einmal eine Aufführung von Shakespeares Romeo und Julia gesehen. Es war grandios. Leider ist das Belvedere im Januar nicht zugänglich…

Wir steigen nun hinab zur Alexander Newski Kapelle (9), die sich nicht mehr auf dem Pfingstberg, sondern auf dem benachbarten Kapellenberg befindet. Alexander Newski war ein russischer Fürst des 13. Jahrhunderts und wird in der russisch-orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt. Gleich nebenan befindet sich die Wohnung des Erzpriesters (8), die stilmäßig an die Häuser in der nicht weit entfernten Siedlung Alexandrowka erinnert. Wir betreten die kleine Kirche und treffen einige wenige Gläubige im Gebet an.

Vom Kapellenberg steigen wir nun wieder hinab zur B2, die wir überqueren und in den Teil des Volksparks gelangen, der Waldpark genannt wird. Auf unserem Weg zum Ausgangspunkt zurück passieren wir einen großen Kinderspielplatz mit einer gigantischen Rutsche (10). Ich traue mich nicht, die Rutsche auszuprobieren, weil zu viele kleine Kinder mit ihren Eltern auf dem Spielplatz sind.

Ein Stückchen weiter steht eine Lenin-Büste in der Parklandschaft. Als alter Spät-68er lasse ich mich hier fotografieren.

Wieder queren wir die Straßenbahngleise und gehen nun durch den Volkspark nach Norden und schauen noch schnell in der Biosphäre Potsdam vorbei. Uns interessiert nur das derzeitige Veranstaltungsangebot – besucht haben wir die geheimnisvolle Tropenwelt schon einmal vor einigen Jahren und waren beeindruckt. Da sich im Laufe der Jahre der Betrieb als unwirtschaftlich für die Stadt Potsdam erwies, und eine Schließung schon in der Diskussion war, sucht man nun nach einem neuen – privaten – Betreiber.

Hier ist unsere Wanderung beendet, wir können unser Auto besteigen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man aber auch ganz leicht hierher: Von Berlin nimmt man die S-Bahn nach Potsdam Hbf. und fährt von dort mit der Tram 96 bis zur Viereckremise.

 

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