Wie oft ich als Junge in Kladow im Zeltlager war, kann ich gar nicht mehr zählen. Von Berlin-Lichtenrade war es jedenfalls immer eine Weltreise bis dorthin. In den mehr als fünfzig Jahren hat sich dort eine Menge verändert – nach der Wende ohnehin: war früher dort – wie bei mir in Lichtenrade – das Ende der West-Berliner Welt, so kann man heute freizügig nach Brandenburg reisen. Das haben wir diesmal an einem schönen Herbsttag einfach einmal gemacht.
Wir fahren im Zentrum von Kladow los. Hier gibt es ein Einkaúfszentrum, das sich “C“ladow-Center nennt. Warum das Kladower “K” am Anfang des Ortsnamens durch ein “C” ersetzt werden muss, weiß kein Mensch. Wir radeln zunächst zur Fähre Kladow-Wannsee.
Der Platz an der Fähre wirkt sehr aufgeräumt, im Sommer ist hier bestimmt eine Menge los; heute – an Montag Vormittag im November – ist der Platz leer. Wir folgen nun dem Berliner Mauerweg nach Südwesten. Die Piste ist bald nach dem schönen Fährplatz nicht mehr befestigt, und da es die letzten Tage ordentlich geregnet hat, werden unsere Fahrräder auch nicht sauberer beim Durchfahren von Pfützen und Schlammlöchern. Egal – bald erreichen wir wieder asphaltierten Straßenuntergrund. Nach einer herrlichen Fahrt bergab erreichen wir das Dorf Sacrow, das schon außerhalb Berlins liegt und ein Ortsteil von Potsdam ist.
In Sacrow halten wir zunächst am Eingang zu Schlosspark, wo wir feststellen müssen, dass nicht einmal das Mitführen von Fahrräfern erlaubt ist. Wir schließen unsere Räder am Eingang zum Schlosspark an.
Das Ensemble von Schloss, Schlosspark und Heilandskirche lag vor der Wende im Grenzgebiet der DDR und war nicht für Normalsterbliche zugänglich. Auch wurde an den Gebäuden und Gärten nichts denkmalpflegerisch in der Zeit vor der Wende unternommen. Inzwischen haben sich aber etliiche Initiativen gegründet, die sich für den Erhalt der historischen Anlagen einsetzen; es ist allehand geschehen, was man deutlich sehen kann.
Von Sacrow fahren wir am Westufer des Sacrower Sees entlang (später durch den Königswald auf holprigen Waldwegen) nach Groß-Glienicke und dem gleichnamigen See. Unser Eindruck ist: hier wohnen nur die Reichen und Schönen; eine tolle Villa reiht sich an die andere. Es sind nicht nur Neubauten, sondern auch schöne, alte Landhäuser, die zu DDR-Zeiten bestimmt weder Arbeiter noch Bauern bewohnt haben . Wir können ein kleines Stück am nördlichen Seeufer entlangfahren, die Wegführung gehört auch zum Berliner Mauerweg. Es scheint aber in Groß-Glienicke der Fall zu sein, dass etliche Grundstücksbesitzer dafür kämpfen, dass ihnen der freie Zugang zum See gewährt wird; zurzeit sind ihre Seegrundstücke durch einen öffentlichen Uferweg zerschnitten, wodurch sie sich eingeschränkt fühlen.
Am nördlichen Ende des Groß Glienicker Sees wenden wir uns nach Süden und fahren auf der Uferpromenade bis zum Campingplatz, den es schon vor 50 Jahren gab, als ich als Junge dort herumtollte. Von dort ist es nicht weit zurück zum “C”ladow-Center.