Hopfen und Malz – der Herr erhalt’s. So könnte ein Spruch unserer Altvorderen lauten.
Streckenlänge | 11 km |
Wegbeschaffenheit | Überwiegend Asphalt und Steinbelag, wenig Parkwege |
Routenverlauf | Überwiegend ruhige Straßen / Parkwege, kurzzeitig Hauptverkehrsstraßen |
Anlässlich des Tags des offenen Denkmals 2017 wurde auch in der alten Malzfabrik eine Führung angeboten. Die alte Malzfabrik befindet sich im Bezirk Tempelhof-Schöneberg in einem alten Industriegebiet. Für unsere Fahrradtour zu diesem Denkmal haben wir uns den S-Bahnhof Südkreuz als Ausgangspunkt gewählt.
Zwar ist der Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg für seine nicht unbedingt fahrradfreundliche Politik bekannt, aber man kann dennoch schöne Radtouren durchführen. Die Spur des Bieres beginnt am S-Bahnhof Südkreuz. Nicht leicht ist der Weg entlang der der S-Bahnlinie S2 nach Süden zu finden, Hinweisschilder gibt es nicht; am besten, man geht intuitiv vor und fährt auf dem Gehweg nach Süden und überquert auf einer Fußgängerbrücke den Sachsendamm, eine vielbefahrene Hauptstraße.
Hat man diese Hürde überwunden, radelt man auf einem asphaltierten Weg nach Südosten entlang der S-Bahnlinie S2; bei schönem Wetter am späten – und in den Ferien ganztägig – muss man sich diesen Weg mit vielen anderen Menschen teilen. Kurz vor dem S-Bahnhof Priesterweg mündet der gut ausgebaute Asphaltweg in eine kurvenreiche, enge Rampe, die von den Planern nicht gut ausgedacht wurde. Man gelangt jedenfalls auf den Priesterweg und damit auch auf den Prellerweg, dem wir nach Osten unter den Bahnbrücken bis zur nächsten Ampel folgen.
Auf unserem Weg nach Norden machen wir einen Abstecher in die Siedlung Lindenhof. Dieses Ensemble wurde 1918 in der Tradition der Gartenstadtidee unter der Leitung von Martin Wagner errichtet. Das zu der Siedlung gehörende Ledigenheim wurde von Bruno Taut gebaut, die Gartengestaltung der Genossenschaftssiedlung wurde von Ludwig Lesser vorgenommen.
Wir verlassen die Siedlung und fahren auf der Bessemerstraße nach Norden zur alten Malzfabrik der Schultheiss-Brauerei, deren markante “Schornsteine” auf dem Dach schon weithin sichtbar sind. Von 1914 bis 1917 baute die Schultheiss-Brauerei in der Bessemerstraße die ersten Gebäude für eine Mälzerei. 1921 konnten große Teile des Ensembles mit Haupt- und Nebengebäuden wie Maschinen- und Kellereigebäude, der Waggonschuppen und die Pferdeställe feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden; die Produktion wurde 1926 aufgenommen. Erwähnenswert ist, dass hier nur die Vorstufe zur Bierproduktion beheimatet war: die Malzherstellung. Bei der eingangs erwähnten kurzen Führung konnten die Teilnehmer einen groben Überblick über die Geschichte des Gebäudekomplexes und dem Verfahren zur Malzherstellung gewinnen.
Neben dem Gebäudekomplex wurde eine Grünanlage mit einem künstlichen See erstellt, der nur teilweise der Öffentlichkeit zugänglich ist. Nachdem 1994 die Malzproduktion durch die Brauerei Schultheiss eingestellt wurde, hat sich in den Gebäuden eine Kunst- und Eventszene etabliert. Unter anderem kann man hier Räume für Veranstaltungen mieten. Die Betreibergesellschaft bietet auch Besichtigungen außerhalb von Sonderveranstaltungen (wie z.B. Tag des offenen Denkmals) an; hier sind dann aber – nach Autorenansicht – happige Eintrittsgelder zu zahlen.
Nach der Besichtigung fahren wir wieder auf derselben Strecke zurück bis zum Alboinplatz und halten uns nach Süden, um den Teltowkanal zu erreichen. Sportliche Menschen unternehmen noch einen Abstecher auf die Marienhöhe. Dass diese unscheinbare Anhöhe in einer relativ uninteressanten Gegend einen derartigen geschichtlichen Hintergrund hat, hätte der Autor nicht vermutet.
Wir begleiten den Teltowkanal nach Südwesten bis zur Gersdorfstraße, überqueren die Brücke und biegen gleich danach wieder nach rechts auf den Parkweg entlang des Kanals ab und erreichen die Ringstraße. Hier wenden wir uns nach links und folgen der Ringstraße bis wir die große Einfahrt zum neuen Gewerbegebiet Marienpark erreichen. Dieser relativ neue Gewerbepark befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Mariendorf. Vom alten Gaswerk sind nur wenige Reste enthalten: man finden an der Südgrenze des Arials noch zwei modernere Kugeltanks und das Gerüst eines alten Gasometers. Weiter nördlich ist noch ein Wasserturm vollständig erhalten.
An der südlichen Begrenzung des Arials sind auch noch etliche Bauten des ehemaligen Gaswerks erhalten geblieben. Einige davon werden von der Stone Brewery – einer der modernen so genannten Craft-Brauereien – genutzt, die hier handgemachtes Bier braut und in einem großen Restaurantbetrieb verkauft. Die Investoren haben bei der Gestaltung des historischen Gebäudeensembles ganze Arbeit geleistet! Es sieht alles einfach nur gut aus und das Bier ist Klasse!
Neben den Berliner Logistik-Zentren einiger großer Firmen wie DHL, Rewe und einem Küchen-Discounter befindet sich auf dem Areal auch die größte Freiflächen-Photovoltaikanlage Berlins. Das Gelänge wird von den Investoren zurzeit aber noch weiter entwickelt.
Hat man bei Stone Brewing ausgiebig gespeist und getrunken (das ist ja die Hauptsache), sollte man die Fahrt per Fahrrad zum nicht allzu fernen S-Bahnhof Attillastraße vermeiden und das Radl lieber schieben! Weit ist es ja nicht.