Critical Mass Berlin

 

Vor mir radelt ein junger Mann auf einem Gefährt, das man kaum alsFahrrad bezeichnen kann – vielleicht als eine Gurke! Bei jeder Umdrehung des Hinterrades scheppert das Schutzblech, die Lackierung ist auch nicht mehr sehr frisch. Um mich herum ausschließlich junge Frauen und Männer, Leute in meinem Alter – Senioren  – sieht man nur wenige. Kurz hinter mir fährt ein Tätowierter mit einem Lastenfahrrad, auf das er eine Musikanlage montiert hat, die lautstark Technosmog in die lau-feuchte Abendluft pestet.

Ich wurde aufmerksam, als ich Ende Mai im TAGESPIEGEL einen Artikel über das Phänomen Massenradeln unter dem Titel „Critical Mass erreicht Straßen von Berlin“ las. Demnach sollten sich an jedem letzten Freitag im Monat hunderte oder mehr Fahrradfahrer in Kreuzberg zum gemeinsamen Radeln treffen. Das hat natürlich sofort mein Interesse geweckt! Radeln à la Flashmob: „Angemeldet wurde auch diese Freitags-Fahrt nicht, auch einen offiziellen Organisator gibt es nicht. „Es ist keine Demonstration im juristischen Sinne“, sagt Bernd-Michael Paschke, der seit vier Jahren regelmäßig mitfährt. Das Ganze hat eher den Charakter einer mobilen Straßenparty, …“ (Zitat TAGESSPIEGEL vom 31.5.2014).

Diesen Eindruck – Straßenparty – habe ich auch, allerdings offenbaren sich viele Aggressionen, die nur von Atofahrern gegen die Radler ausgehen. Zum Glück sind unter den Mitfahrern etliche moderierend eingreifende Menschen, denen es gelingt, hochpeitschende Emotionen abzumildern.

Anders als bei der jährlichen Fahrrad-Demo am ersten Sonntag im Juni, wo viele Familien mitradeln und Leute, die ihr Fahrrad hächstens zweimal im Jahr aus dem Keller holen, sind hier nach meinem Eindruck nur „Gewohnheitsradler“ – Menschen, die das Fahrrad täglich benutzen – unterwegs. Es werden Geschwindigkeiten zwischen 14 und 19 km/h gefahren; das ist für ein Gruppenradeln recht schnell. Merkwürdig ist, dass alles so zemlich reibungslos mit diesen vielen Menschen abläuft: man merkt, dass sich etliche Radler verantwortlich zeigen – sie fahren vom Schwanz der Gruppe an die Spitze und veranlassen eine Reduktion der Geschwindigkeit oder mahnen die Einhaltung der Verkehrsregeln ein. Wahnsinn! Das alles klappt. Hätte ich nicht gedacht – da bin ich sprachlos.

Fazit: Obwohl ich sehr positiv eingenommen von diesem Erlebnis bin, werde ich es aber nicht zu meinem Hobby machen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.  Ich finde es dennoch wichtig, dass Radfahrer durch solche Aktionen wie diese auf sich und ihre Rechte aufmerksam machen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .