Vom Götakanal in die unendlichen Wälder

Von Linköping nach Motala (Björka Storgård)

Länge der Etappe: 70 km
Wegbeschaffenheit: Asphaltstraßen, Kieswege
Höhenprofil:
Unterkunft Motala:

Björka Storgård B&B

Björka Storgården 211
591 96 Motala

Frisch gestärkt geben wir uns am Morgen des dritten Radeltages auf die Piste: die Sonne scheint, es ist aber nicht zu warm. Im Linköpinger Vorort Malmslätt halten wir an einem Supermarkt um endlich DAS Hauptnahrungsmittel aller schwedischen Kommissare aus den Schwedenkrimis zu kaufen: Zimtschnecken! Obwohl man mir erklärt hat, dass es dieses Gebäck bei IKEA auch in Deutschland zu kaufen gibt, weiß ich nicht, wie die Dinger aussehen und habe keine Vorstellung davon, wie sie schmecken. Selbstverständlich habe ich mich vorher darüber informiert, wie die Dinger heißen: Kanelbullar. Ein Strahlen erscheint im Gesicht der Supermarktangestellten als ich (auf Englisch versteht sich) das schwedische Gebäck richtig ausspreche; sie zeigt mir zwei Möglichkeiten: Frisches Gebäck aus dem Heißluftofen – noch ein bisschen warm, oder industriell gefertigtes Gebäck aus der Plastiktüte. Was ich wähle, ist doch klar! Es duftet…

Nachdem wir die Ausläufer der Vororte Linköpings hinter uns gelassen haben, fahren wir durch eine liebliche, hügelige, von Wäldern unterbrochene Landschaft und erreichen recht bald das Kloster Vreta. Das Kloster geht zurück auf eine benediktinische Gründung im frühen Mittelalter und wurde später zu einem Kloster von Zisterzienserinnen, wurde aber kurz nach der Reformation als solches aufgegeben (hier weiterlesen).

Es ist 10.00 Uhr am Morgen, als wir im Kloster Vreta ankommen, aber merkwürdigerweise rennen hier schon Touristen herum. Wir betreten die Klosterkirche und sehen eine Touristengruppe, die sich von einer jungen Frau das unter der Decke hängende Kruzifix erklären lässt. Als wir näher treten, sehen wir einen Kameramann und einen Menschen mit einem Mikrofon, wir stellen nun auch fest, dass die Führung auf Deutsch moderiert wird. Außerdem sehe ich, dass ein – mmmh, im Vergleich zu mir – junger Mann dabei ist, der einen roten Rucksack über die Schulter geworfen hat. Es dauert ein paar Sekunden, dann fällt bei mir der Groschen. In der Sendung Wunderschön! vom WDR wurde verkündet, dass demnächst der Göta-Kanal “dran” ist. Natürlich war es das WDR-Team mit dem Moderator Stefan Pinnow, die hier die Aufnahmen für die Göta-Kanal-Sendung aufgenommen haben. Ich outete mich auch gleich als Wissender, indem ich Pinnow auf die Sendung ansprach. Ja, ich hatte recht!

Ich war mir dessen vorher gar nicht so sehr bewusst, dass es vom Kloster Vreta zur Schleusentreppe Berg nur ein Katzensprung ist. Richtig bergab ging es nun nach Berg. Das ist schon etwas Spezielles, zu beobachten, wie die Schiffe auf- und abgeschleust werden; vom See Roxen steigen sie hier über sieben einzelne Schleusen ca. 20 m aufwärts in den Götakanal. Lange Zeit haben wir hier zugebracht, weil es zum einen ohnehin schon interessant war, die unterschiedlichen Schleusen zu betrachten; auch die Vielfalt der Schiffe, die die Schleusen passierten, war interessant: das ging vom dieselbetriebenen Passagierschiff über das Charterschiff für Touristen bis hin zum liebevoll restaurierten Segelschiff aus Dänemark. Jedenfalls haben wir uns hier vertrödelt  😀 .

Von Berg fuhren wir wieder auf dem Radweg Längs Götakanal weiter in Richtung Westen nach Borensberg, das wir allerdings unbesucht liegen ließen. Weiter nach Motala fährt man durch nicht so interessante Gegenden, die Führung des Radwegs ist hier recht einfallslos.

In Motala kamen wir – nach unserer Zeitplanung – relativ spät an, sodass wir auf eine Stadtbesichtigung verzichteten, sondern lieber ein Restaurant für unsere heutige Hauptmahlzeit aufsuchten. Die fanden wir auch in dem indischen Restaurant Mughals in Motala. Schnell kamen wir mit dem Kellner auf Englisch ins Gespräch, wobei sich herausstellte, dass das indische eigentlich ein bengalisches Restaurant ist. Das Essen war auch ohne diese Erkenntnis Spitze!

Wohlgesättigt fuhren wir nun noch die restlichen Kilometer zu unserer Unterkunft, einem Bad & Breakfast ca. 10 km nördlich von Motala; es war gar nicht so leicht, mit vollem Magen noch einmal richtig die Berge hochzustrampeln. Schließlich kamen wir nach einigem Suchen und Rätseln dort auch an und waren überrascht, wie liebevoll die Besitzer einen alten Bauernhof restauriert haben und in einen sehr schönen Beherbungsbetrieb verwandelt haben.

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