Ein unverhoffter Kurzurlaub bescherte uns einige Radausflüge auf der Ferieninsel Usedom. Vor genau zehn Jahren haben wir die Radtour Berlin-Usedom “erfahren” und konnten uns schon damals die Schönheit der Insel erschließen.
Diesmal haben wir die Fahrräder huckepack auf dem Auto zu unserem Quartier in Heringsdorf transportiert und haben von unserem Standort mit dem Fahrrad die nähere Umgebung erkundet.
Fahrrad-Infrastruktur
Im Unterschied zu unserem ersten Besuch auf der Insel gibt es in den Seebädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin – nur diese haben wir besucht – eine deutliche Verbesserung gegenüber der Situation vor zehn Jahren: Auf der durch die drei Seebäder führenden Seepromenade gibt es inzwischen Trennungen zwischen Fußgänger- und Fahrradverkehr. Damals hatte es mich gewundert, dass der offizielle Radwanderweg Berlin-Usedom auf den Karten über die Strandpromenade geführt wurde, in der Realität aber die Strandpromenade für den Fahrradverkehr gesperrt war. Die getrennten Wegführungen für Fußgänger und Radfahrer sind sehr begrüßendswert.
Anzumerken ist noch, dass an den großen Zugängen aus den Innenstädten zu den Seebrücken und Strandbereichen die Fahrradspuren unterbrochen sind; hier müssen aufgrund des zu erwartenden erhöhten Fußgängeraufkommens die Radler ihre Fahrzeuge schieben. Das ist zu Zeiten der Hauptsaison und anderen temporären Stoßzeiten (Ostern, Himmelfahrt usw.) verständlich.
Unsere Touren
An vier Tagen haben wir folgende Touren unternommen:
- Aufwärmtour Seebad Ückeritz
- Besuch im Seebad Świnoujście
- Am Achterwasser
- An der Steilküste Bansin
Aufwärmtour Seebad Ückeritz
Nachdem wir uns in unserer Unterkunft eingerichtet hatten, unternahmen wir unsere erste Radtour nach Norden. Ein bestimmtes Ziel war nicht festgelegt, wir hatten lediglich vor, immer nahe am Strand zu fahren und uns von unserer Kondition leiten zu lassen. Auf der Karte sieht man die Tour als Track im Magenta.
Wer glaubt, dass das Radeln an der Ostseeküste entspannend sein, der irrt! Es gibt etliche Steigungen, die volle Kräfte erfordern – es sei denn, man benutzt kein E-Bike – und natürlich auch hinterher entsprechende Abfahrten. Für sogenannte “natural biker” ist eine entsprechende Kondition erforderlich.
Interessant war hier (wir haben keine großartigen Stopps gemacht), dass es hier so riesige Camping-Plätze gibt.
Besuch im Seebad Świnoujście
Die nächste Tour führte uns nach Osten – nach Swinemünde. Als wir das letzte Mal dort waren, erschien uns die polnische Kleinstadt wie ein verschlafenes Seebad aus den frühen Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Unser Besuch sollte uns eines bessern belehren. In der Karte ist unsere Tour dunkelblau markiert.
In den letzten Jahren ist in Swinemünde viel, groß und üppig gebaut worden. Besonders in der Nähe des Strands sind viele mehrgeschossige Appartmenthäuser errichtet worden. Mieten und kaufen können hier Interessenten zu (bestimmt) nicht ganz geringen – aber sicherlich geringeren – Preisen als in Deutschland.
Wir besichtigen zwei Kriegsmuseen, die an der Swina liegen. In Zeiten, wo in Europa ein Krieg tobt, sicherlich kein unbedenklicher Besuch. Zunächst schauten wir uns das Fort Engelsburg (Fort Aniola) an, danach
Das Mittagessen nehmen wir im touristischen Zentrum von Swinemünde an der Seepromenade ein. Nettes Restaurant, nettes (pseudoitaliensiches) Flair, nette Preise – was will man mehr…
Am Achterwasser
Ein Fernsehbericht zeigte ein interessantes Feature über das Achterwasser. Das hat uns interessiert, sodass wir auch hierhin eine Tour unternommen haben. Es handelt sich um eine deutliche Verbreiterung des Peenestroms, der die Insel Usedom vom Festland trennt.
Wir radeln von Heringsdorf über Bansin nach Benz (Trackfarbe schwarz), wo es tatsächlich ein Ferienhaus Mercedes gibt – ich lach mich kaputt. In Neppermin erreichen wir schließlich das Achterwasser, fahren weiter nach Balm. Der Ort ist zwar sehr abgelegen, scheint aber für die betuchteren Touristen mit tollen, neuen Apartementhäusern (auf deren Parkplätzen dicke SUV mit Kennzeichen aus Berlin und anderen Städten stehen) und einem riesigen Golfplatz.
Wir lassen den Golfplatz links liegen und fahren auf einem Wanderweg auf die Halbinsel Cosim (Naturschutzgebiet). Es fährt sich nicht sehr schön, aber am Ende werden wir mit einer fantastischen Sicht auf das Achterwasser und seine Vogelwelt belohnt. Hier verirrt sich niemand hin – denken wir -, aber ein einzelnes Paar muss die gleiche Idee gehabt haben. Wir stören uns aber nicht aneinander, sondern erfreuen uns an der schönen Aussicht und der herrlichen Natur.
Auf dem Rückweg machen wir Halt in Benz und besuchen die Holländer-Mühle in Benz. Die Mühle liegt auf einem Hügel, den man über Treppen besteigen muss. Trotzdem wir schon recht weit geradelt sind erklimmen wir den Mühlenberg ohne große Anstrengung. Von oben hat man eine großartige Aussicht, es gibt auch eine Hütte mit einem Imbiss, der von den an diesem Mittag recht überschaubaren Touristen gut genutzt wird; wir haben unseren eigenen Proviant dabei – sparsam wie wir sind. Das Mühleninnere besichtigen wir auch nicht, weil wir im Zuge unserer vielen Ausflüge anlässlich des Deutschen Mühlentags schon sehr viele Mühlen besichtigt haben.
Zur Streckenführung sei zu sagen, dass wir vornehmlich entlang von Landstraßen gefahren sind, die von Radwegen begleitet sind. Zum Glück herrschte an diesem Tag nicht so viel Verkehr, obwohl in Berlin schon die Osterferien begonnen hatten. Lediglich hinter Balm war die Wegstrecke abenteuerlich – weil unbefestigt.
Steilküste Bansin, eine Klettertour und altersgerechtes Wandern
Kurz vor Schluss unseres Aufenthalts schlug das Wetter um: Hatten wir bisher immer Sonnenschein mit einem kühlen Lüftchen wurde es nun ungemütlich. Den Vormittag verbrachten wir weitgehend mit Lesen in der Ferienwohnung.
Als sich aber ein kleiner heller Streifen am Himmel zeigte und der Regen aufhörte, machten wir uns auf zur letzten Tour. Unser Weg führte uns zunächst zur Steilküste Bansin. Da wir zwangsweise bei unserer Einquartierung eine Kurkarte mit Berechtigung des kostenlosen Besuchs des Strands in den drei Bädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin erwerben mussten, konnten wir bei bedeckten Himmel und ungemütlicher Temperatur am Strand entlang wandeln.
Den Badegast, der splitterfasernackt bei diesem Wetter in die Ostsee hüpfte, beneidete ich nicht.
Am Nachmittag unternahmen wir einen Ausflug auf den Baumwipfelpfad Usedom. Verglichen mit den anderen Baumwipfelpfaden, die ich bisher kennengelernt habe, zeichnet sich dieser durch besondere Barrierefreiheit aus. Es boten sich viele (manche nur potenziell) tolle Ausblicke von oben aus, leider war das Wetter noch zu schlecht.
Nach dem Verlassen des Baumwipfelpfads folgten wir noch einer Empfehlung der Kurverwaltung von Heringsdorf, den Kur- und Heilwald zu besuchen. Diese Tour absolvierten wir (wie übrigens dir Wanderung entlang der Steilküste bei Bansin) zu Fuß. Hier findet man auch die Steinskulptur Liebesbank, die von dem Bildhauer Bildhauer Jörg Steinert aus Angermünde stammt (s. auch hier).
Wasserschloss Mellenthin
Am letzten Abend waren wir noch zu einem Brauer-Buffet auf Schloss Mellenthin eingeladen. Auf dem Schloss gibt es einen Beherbergungsbetrieb und ein Restaurant mit eigener Brauerei.
Das Buffet war sehr abwechslungsreich und perfekt angerichtet, das Personal sehr nett, aufmerksam und schnell. Das Beiprogramm war allerdings ziemlich nervig: Aufgrund der schlechten Akustik in den historischen Räumen konnte man nur schlecht hören, die Witze waren – soweit man sie verstand – sehr platt.
Dank des tollen kulinarischen Angebots war der Abend ein Volltreffer.