8. Etappe: Höxter – Hameln
Wir sind früh auf den Beinen und treffen beim Frühstück im Hotel etliche Radler (auch die Männergruppe, die wieder sehr lautstark ist), die sogar schon vor uns aufbrechen. Wir lassen uns Zeit, zumal das Wetter auch nicht so berauschend aussieht.
Wir radeln entlang der Weser wieder am Kloster Corvey vorbei und erreichen bald Holzminden. Wir haben Glück: in der Lutherkirche, dicht am Marktplatz, spielt eine Organistin Werke von Bach; es ist – wie man irgendwo au einem Wandanschlag lesen kann – ein Angebot für die Besucher des Marktplatzes von Holzminden. Wir setzen uns für einige Zeit in die Kirche und hören zu.
Ansonsten ist Holzminden eine reichlich langweilige Fachwerkstadt, einziger Höhepunkt ist das Reichspräsidentenhaus. Warum Holzminden die “Stadt der Düfte” genannte wird, haben wir nicht erforscht – das Wetter sprach einfach nicht für einen längeren Aufenthalt.
Die Weser lässt und weiter nach Bodenwerder mäandern. Bodenwerder ist bekannt als die Münchhausenstadt, hier waren wir vor vielen Jahren schon einmal mit dem Wohnmobil. Deswegen besuchen wir diesmal nicht das Münchhausen-Museum, sondern schauen, wie sich die Stadt im Laufe zweier Jahrzehnte verändert hat.
Wesentlich interessanter ist der Ort Grohnde, den wir bald erreichen. Alle Spät-68er wie wir erinnern sich noch an den heftigen Widerstand der Atomkraftgegner an den Bau dieses Kraftwerks: eine große Menge von AKW-Gegnern belagerte 1977 das für das AKW vorgesehene Gelände und organisierte sich in einem Protestcamp. Die Belagerung durch die protestierenden Menschen und der Polizei artete in eine “Schlacht” aus. Wir radeln am rechten Flussufer an der am anderen Ufer gelegenen Anlage (die noch bis 2021 weiter betrieben werden darf( vorbei.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis nach Hameln, der Rattenfänger-Stadt, die unser heutiges Etappenziel ist. Unterkunft finden wir im Hotel Altstadt-Wiege, das wir auf Anhieb sympatisch finden, obwohl unser Zimmer im obersten Geschoss liegt. Das Hotel liegt in der historischen Altstadt. Der erste Eindruck haut einen nicht vom Hocker, aber wenn man das Innere sieht, ist man sofort begeistert. Natürlich spielt man hier mit dem Nimbus des Rattenfängers. Die Einrichtung der Zimmer ist sehr liebevoll, es gibt (scheinbar) keine bestimmte Epoche, der die Einrichtung zuzuordnen ist, aber spätes 19. bis frühes 20. Jahrhundert sind hier stilbildend.
Unser Zimmer verfügt sogar über einen Balkon – inzwischen herrscht herrliches Sommerwetter -, von dem aus man einen herrlichen Rundblick über die Stadt und das angrenzende Weserbergland hat. Eigentlich zu schade, das Hotel zu verlassen.
Wir tun es trotzdem und schauen uns in der Stadt um. An diesem Tag ist der Eintritt in das Hamelner Museum frei – aus welchem Anlass auch immer. Sehr interessante Ausstellungen über die Stadt und die Rattenfänger-Sage und deren geschichtlichen Hintergrund fesseln uns für lange Zeit. Unser Abendessen nehmen wir in einer Pizzeria ein – Preis/Leistung sind ok.